Die Liste der Stolpersteine in der Region Pays de la Loire enthält die Stolpersteine in der französischen Region Pays de la Loire. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine werden von Gunter Demnig verlegt. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz des Opfers. In dieser Region allerdings liegen zwölf der dreizehn bislang verlegten Stolpersteine vor dem jeweiligen Gefallenendenkmal ihres Heimatortes. Die Verlegungen in dieser Region erfolgten in enger Zusammenarbeit mit dem Hamburger Stolpersteinprojekt, da die bislang verlegten Steine allesamt französischen Zwangsarbeitern gewidmet sind, die in Hamburg ums Leben gekommen sind und für die auch in Hamburg Stolpersteine verlegt wurden.
Die Verlegungen erfolgten Ende September, Anfang Oktober 2013 durch den Künstler persönlich.
Zwangsarbeit in Deutschland
Frankreich kapitulierte am 22. Juni 1940. Das Vichy-Regime wurde etabliert und kollaborierte mit dem siegreichen NS-Regime. Der Generalbevollmächtigte für den Kriegseinsatz, Fritz Sauckel, forderte Arbeitskräfte aus Frankreich an, doch trotz kriegsbedingter Arbeitslosigkeit fanden sich nur wenig Freiwillige für den Arbeitseinsatz in Deutschland, rund 17.000. Die Vichy-Regierung erließ daraufhin 1942 ein Gesetz, welches Männer zwischen 18 und 50 und Frauen zwischen 21 und 35 zur Arbeit im Ausland zwangsverpflichtete. Viele Franzosen entschieden sich in der Folge abzutauchen und sich zu verstecken. Das Service du travail obligatoire (STO) wurde im Februar 1943 gegründet und rekrutierte zusammen mit dem 1942 erlassenen Gesetz zwischen 600.000 und 650.000 Arbeitskräfte für Deutschland. Davon kamen etwa 50.000 ums Leben.
Im Département Vendée wurden rund 4.200 Zwangsarbeiter rekrutiert. Davon starben rund einhundert in Konzentrationslagern des NS-Regimes, interniert aufgrund des Verdachts der Sabotage. Trotzdem wurden viele Zwangsarbeiter in ihrer Heimat als Kollaborateure und Verräter angesehen. Sie wurden erst 2008 als „Opfer der Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland“ anerkannt und rehabilitiert.
Am späten Abend des 1. Juli 1943 traf eine Gruppe von Zwangsverpflichteten aus dem Département Vendée in Hamburg ein. Die jungen Franzosen gehörten den Jahrgängen 1921 und 1922 an und standen bereits voll im Berufsleben – als Landwirte, Maurer, Volksschullehrer oder Fischer. Sechs von ihnen waren verheiratet, einige hatten kleine Kinder. Sie waren der Rekrutierung – oft nach langen Überlegungen und Diskussionen – ordnungsgemäß gefolgt und wurden im Zwangsarbeiterlager in der Norderstraße 23 in Altona einquartiert, der heutigen Virchowstraße. Der Gebäudekomplex, bestehend aus einer Infanteriekaserne (an der Norderstraße), einer Dragonerkaserne (am heutigen Eschelsweg) sowie kleineren Gebäuden im Innenbereich, wurde zuvor bis Mitte 1941 als Alten- und Siechenheim und als sogenannte Irrenanstalt genutzt. Danach wurde die Anlage für Ausgebombte und Zwangsarbeiter genutzt. Im April 1942 waren rund 450 junge Männer aus der Ukraine eingetroffen. Sie stellten bis zum Schluss das größte Kontingent im Lager dar. Am 4. Juli 1943 wurden die Personalangaben der französischen Zwangsarbeiter in der Hausmeldekartei vermerkt. In der Gruppe, bestehend aus Katholiken aus der Vendée, entstand rasch ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl. Die soeben Angekommenen wurden zu Hilfsarbeiten im Hafen eingeteilt, einige wurden an Binnenschiffer vermittelt.
Bei der alliierten Bombardierung Hamburgs Ende Juli/Anfang August 1943 (Operation Gomorrha) wurden rund 34.000 Menschen getötet, darunter eine unbekannte Zahl von Zwangsarbeitern, deren Lager an der Norderstraße (Altona) getroffen worden war. Sie wurden verschüttet, weil die Luftschutzkeller des Lagers der Wucht der Angriffe nicht standhielten. Überlebende mussten sich mit Händen aus den Trümmern herausarbeiten.
Liste der verlegten Stolpersteine
Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.
L’Aiguillon-sur-Mer
In L’Aiguillon-sur-Mer wurden vier Stolpersteine vor dem Gefallenendenkmal verlegt.
La Baule-Escoublac
In La Baule-Escoublac wurden am 29. März 2022 neun Stolpersteine an zwei Adressen verlegt.
Beaulieu-sous-la-Roche
In Beaulieu-sous-la-Roche wurden zwei Stolpersteine vor der Kirche verlegt.
Bourneau
In Bourneau wurde ein Stolperstein verlegt.
Changé
In Changé, einer Gemeinde im Département Mayenne, wurden am 1. Juni 2024 drei Stolpersteine verlegt.
Évron
In Évron, einer Gemeinde im Département Mayenne, wurden am 30. November 2023 zwei Stolpersteine verlegt.
Fontaines
In Fontaines wurde ein Stolperstein verlegt.
Fontenay-le-Comte
In Fontenay-le-Comte wurden zwei Stolpersteine vor dem Gefallenendenkmal verlegt.
Le Mans
Die mehrfach angekündigten Stolpersteine für Le Mans, die Stadt der 24-Stunden-Rennen, wurden bis Juni 2024 nicht verlegt. Bekannt sind die Adressen und die Namen der Opfer, denen die Steine gewidmet sind: Maurice Benroubi, Hugo, Liliane und Mali Finder, Laure und René Heyman, Anna, Hélène und Jean Kesler, Cila, Hélène, Jacques, Jeanne, Michel und Salomon Suganas.
Longèves
In Longèves wurde ein Stolperstein verlegt.
Mervent
In Mervent wurde ein Stolperstein verlegt.
Nieul-sur-l’Autise
In Nieul-sur-l’Autise wurde ein Stolperstein verlegt.
Stolpersteine in Hamburg
Ein Überlebender des Zwangsarbeiterlagers Norderstraße, Louis Deslandes, schrieb im Herbst 2011 einen Brief an den Ersten Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, und ersuchte ihn, seinen in Hamburg umgekommenen Landsleuten in geeigneter Form zu gedenken. Die Bezirksversammlung Altona gründete daraufhin eine Arbeitsgruppe. Es wurden zwei Gedenkveranstaltungen organisiert. Im Januar 2013 wurden in der Jessenstraße vor dem Technischen Rathaus Altona von Gunter Demnig 14 Stolpersteine verlegt: ein Stolperstein mit genereller Erläuterung und 13 Stolpersteine für jeden der ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter. An der Einweihung nahmen auch Angehörige der Opfer teil.
Die Jessenstraße war nicht Standort des Zwangsarbeiterlagers. Das Lager befand sich hinter dem Technischen Rathaus im Geviert Virchowstraße, Mörkenstraße, Grotjahnstraße und Eschelsweg. Der Standort wurde gewählt, weil sich das eigentliche Gelände in einem heute kaum begangenem Gewerbegebiet befindet.
Stolpersteine in der Region Pays de la Loire
Die Vorsitzende des Altonaer Ausschusses für Kultur und Bildung, Stefanie Wolpert (Grüne), rief die Bevölkerung dazu auf, Patenschaften zu übernehmen und den Familien aus der Vendée die Stolpersteine zu schenken. Sielke Reineke, Schwiegertochter des Kaufmanns, der Louis Deslandes geholfen hatte, gründete in Hamburg eine Forschungsgruppe, die das Schicksal der in Hamburg ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter aus der Vendée recherchierte. Sie sprach auch auf dem Festakt anlässlich der Stolpersteinverlegungen in der Vendée. Die gemeinsame deutsch-französische Gedenkarbeit solle „für unser Morgen – hier und anderswo – einen dauerhaften Frieden sichern.“
Die Stolpersteine in dieser Region wurden an folgenden Tagen verlegt:
- 30. September 2013: Fontaines, Fontenay-le-Comte, Nieul-sur-l’Autise
- 1. Oktober 2013: Bourneau, Longèves, Mervent
- 2. Oktober 2013: L’Aiguillon-sur-Mer, Beaulieu-sous-la-Roche
- 30. November 2023: Évron
- 1. Juni 2024: Changé
Siehe auch
- Liste der Orte mit Stolpersteinen
Weblinks
- Stolpersteine.eu, Demnigs Website
Einzelnachweise
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